Werbung, oder: Books on Demand Ambassador
Als Antikapitalistin fällt es mir relativ schwer, Werbung für andere Leute zu machen. Es fällt mir extrem schwer, Werbung für mich zu machen. Werbung ist das Gift der Wirtschaft. Das Opium...
Ihr wisst ja, Marx ging davon aus, dass wir in ein paar Jahren die Produktivität so weit gesteigert haben, dass wir uns mit Leichtigkeit alle unsere Bedürfnisse erfüllen können und dann den Morgen mit Jagen, den Nachmittag mit Fischen und den Abend mit Philosophieren verbringen.
*seufz*
Tja, was ist falsch gelaufen? Warum glauben wir, immer mehr haben zu müssen? Schnellere Autos, Fertiggerichte, iPads? Hä? Was soll denn der Quatsch? Meine persönliche Antwort ist, dass wir uns das Leben derart zur Hölle machen, dass wir nach jeder noch so kleinen Erleichterung (schneller Kochen) und noch so kleinen Ablenkung (noch ein Mahjongg) lechzen müssen.
Und wer profitiert? Die Chefs und Chefinnen der Unternehmen, denen wir dafür unser Geld in den Rachen werfen? Falsch. Die hecheln nämliche genauso hinter jeder kleinen Arbeitserleichterung und Ablenkung und Ersatzbefriedigung hinterher. Arme Schweine. Ich würde nicht mit denen tauschen wollen.
Die Antwort ist: Niemand profitiert. Wir sind in einem Lock-in, aus dem wir ohne Kataklysmus nicht herauskommen. Ohne Katastrophe hören wir mit unserem Konsum-Heroin nicht auf.
Ach ja, ich hatte ja mit Werbung angefangen. Werbung in jeglicher Form ist ein Vehikel dafür, dass unsere Bedürfnisse mit der Produktivität mitwachsen, so dass wir eben nicht locker flockig mit wenigen Stunden am Tag sämtliche Wünsche erfüllen können und in das Paradies kommen, in dem alle nach ihren Bedürfnissen bekommen und alle nach ihren Fähigkeiten geben. Mir kommen die Tränen, wenn ich an die Greifbarkeit dieser Vision denke!
Stattdessen:
Du musst schlanker werden, damit du mehr Männer bekommst. (Es ist natürlich die Anerkennung, die du willst, nicht die Männer - was willst du denn mit "vielen" Männern? Brr.)
Du musst einen schnelleren Computer haben, damit du nicht eine halbe Minute warten musst, bis pdftex mit den 222 Seiten fertig ist. (Es ist Entspannung, die du willst, nicht die 30 Sekunden früher wieder in Stress geraten.)
Du musst Tiefkühlpizza im Haus haben, damit du das Gemaule der Kinder nicht ertragen musst, die den mühsam gekneteten Vollkornhefeteig zu dick finden. --- Tja, das muss ich wohl wirklich...
Und alles nur, weil mir die beschissene Werbung vorgaukelt, es wäre nötig, mich mit digital auf schlank getrimmten Models zu vergleichen; es wäre nötig, jede Sekunde Zeit produktiv zu verwenden, statt mal eine halbe Minute genüsslich entspannt in mich zu kehren; als wäre es nötig, dass die Kinder jede meiner Koch- und sonstigen Bemühungen applaudieren, um mich als gute Mutter zu fühlen.
Fuck Werbung! Ihr könnt euch eure ganzen hegemonialen Scheiß-Ideale in den---
Anyway, das wollte ich ja alles gar nicht sagen. Was ich sagen wollte ist:
Books on Demand ist toll!
Cheers,
Eva
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P.S.: Nee, im Ernst, ich finde es super, dass ich bei Books on Demand einfach mein Ding machen und unter die Leute bringen kann. Dass das überhaupt geht! Ich kann layouten - nicht professionell aber nett genug - und damit habe ich bei Books on Demand die Gelegenheit, für wenig Geld Bücher zu produzieren, die vernünftig aussehen und für meine kleine Zielgruppe zugeschnitten sind. Ich bin nicht von einem Verlag abhängig, der auf Verkaufszahlen schielt, sondern kann selbst meine Auflage bestimmen. Ohne Books on Demand wäre es nicht gegangen, dass ich meine Rollenspiel+Romane rausbringe. Das war ein Stück Selbstverwirklichung. Und Books on Demand hat ein Stück dazu beigetragen.
Tja, ich bin auch käuflich und habe natürlich etwas davon, dass ich Books on Demand Ambassador bin. Es ist trotzdem die Wahrheit, die ich eben geschrieben habe. Ich kriege zwar kein Geld dafür, aber Books on Demand weist bei verschiedenen Gelegenheiten auf meine bei ihnen verlegten Bücher hin.
Noch mehr Werbung...
...wo ist der Strick?
Comments
Produktivität
Eigentlich haben wir die Produktivität so gesteigert, dass die Grundversorgung gesichert ist. Nur haben sich dann einige festgestellt, dass sie einen Teil der Produktivität als Managergehalt abzweigen können und einen anderen an den Kunden weitergeben können, um die Konkurrenz im Preiskampf auszubooten. Und ohne kommunistische (was auch immer das genau ist) Bedrohung, also die Sowjetunion, im Nacken, muss man auch nicht mehr ganz so nett zu den Arbeitnehmern sein.
Wie ich im Midgard-Forum schon sagte, vermute ich aber, dass Volkswirtschaften, die auf "Angst und Gier" setzen, andere am Ende doch überflügeln. Zudem ist der Markt auch eine gute Kontrolle gegen Murks. Daher bleibt meiner Einschätzung nach eine soziale Marktwirtschaft als dritter Weg übrig. Alles andere (egal ob das kommunistische oder libertäre oder komplett kapitalistische System) braucht den berüchtigten "neuen Menschen". Und seltsamerweise führt jeder Weg zum "neuen Menschen" (so meine Beobachtung) in eine Hölle.
Marc
http://verwickeltes.wordpress.com